Freitag, 16. Januar 2015

Die lesende Minderheit: Theo. Antworten aus dem Kinderzimmer

Als ich diesen Post begonnen habe, lag mir der einleitende Satz auf den Lippen "Um mal kurz zu lästern: So ein Buch kann nur jemand schreiben, der keine Kinder hat.".

Glücklicherweise habe ich noch mal gegoogelt - der gute Herr Glattauer hat nach eigener Aussage ein großes Kind. Upsi. Gut. Dann also anders.

So ein Buch kann nur jemand schreiben, der lange nicht mehr mit einem Kleinkind zusammengelebt hat.

Hier erstmal die Kurzbeschreibung: Theo ist der Neffe von Bestseller-Autor Daniel Glattauer. Bei seiner Geburt fasste sein Onkel den Entschluss, das Kind beim Älterwerden zu beobachten und zu beschreiben, wie es die Welt der Erwachsenen für sich erobert. Einmal jährlich erschienen Porträts des Ein-, Zwei- und Dreijährigen. Mit drei gab Theo sein erstes Exklusivinterview. Danach war bald klar, dass sein Mitteilungsbedürfnis noch lange nicht gestillt sein würde. Nach Theos vierzehntem Geburtstag wurden die Rollen getauscht und das gemeinsame Projekt würdig abgeschlossen: Theo führte ein Revanche-Interview mit Onkel Daniel. Eines der witzigsten, herzerwärmendsten Bücher, das je über Kinder geschrieben wurde.

Die einzelnen Kapitel sind zuerst als Kolumnen erschienen, bevor sie zu einem Buch zusammengefasst wurden - daher habe ich das einfach mal als Buch voller Kurzgeschichten definiert. Besonders den ersten drei Jahren von Theo wird große Aufmerksamkeit gewidmet. Es ist kurzweilig und ich konnte zwischendurch wirklich schmunzeln - aber viele Dinge haben auch einfach nicht ganz meinen Humor getroffen - beziehungsweise hier kommen wir wieder zum Anfang: Für einen engagierten Onkel, der ab und an mal Zeit mit seinem Neffen verbringt ist manches sicher brüllend komisch. Für Eltern ist es Alltag. 

Und ich bin nicht sicher, wer dabei für Außenstehende den lustigeren Part abgibt. Der Zweieinhalbjährige, der aufgrund einer vermeintlich falsch stehenden Flasche oder einer zu klein zerteilten Kartoffel einen Nervenzusammenbruch erleidet oder die Eltern, die penibel darauf achten, in möglichst wenige vermeintliche Fettnäpfchen zu treten. Man glaubt es kaum, aber es ist ein großer Unterschied, ob Mausepaulchen versucht Mütze und Schal alleine richtig aufzusetzen und anzuziehen und dann um Hilfe bittet oder ob man abkürzt und das einfach selber macht. Letzteres ist von der Zeitbilanz oft nachteilig. Im "worst case-Szenario" muss der Mützen-Meister persönlich alle Utensilien wieder an den angestammten Platz packen, den Flur noch mal verlassen, Licht ausmachen, Licht anmachen, wieder in den Flur gehen, Mütze und Schal nehmen, verkünden "ich mach das alleine", eine gefühlte Ewigkeit versuchen, den Schal durch die Schlaufe zu fummeln (schwierig auch deshalb, weil er vorher die Mütze aufgesetzt und über die Augen gezogen hat) um dann zu verkünden: Mama, ich brauche eine Hilfe. Ja. Selbstständigkeit will halt gelernt sein. Und wer fragt schon gern nach Hilfe, wenn er vorher nicht versucht hat, das Problem allein zu lösen. Alles also komplett nachvollziehbar und sogar begrüßenswert - wäre da nicht die Zeit, die einem oftmals im Nacken sitzt. Solche Begebenheiten gibt es vielfach in unserem Tagesablauf. Vielleicht sollte ich auch ein Buch schreiben. "Mausepaulchens Monk-Phase" oder so ähnlich. 

Nichtsdestotrotz handelt es sich bei "Theo: Antworten aus dem Kinderzimmer" um kurzweilige Lektüre, die ich gut empfehlen kann. Allein schon das Wissen, dass andere auch kleine Neurotiker zuhause haben, hilft. 

Mehr lesenswerte Bücher findet Ihr bei der Lesenden Minderheit! 

2 Kommentare:

  1. Danke für die ausführliche Buchbeschreibung.

    liebe Grüße,
    Judith aus Wien

    AntwortenLöschen
  2. very informative post for me as I am always looking for new content that can help me and my knowledge grow better.

    AntwortenLöschen